Okinawa – Kyoto – Japan … so viel mehr als eine Reise!

Etappe 1 Okinawa

Endlich ist es so weit, wir haben uns lange darauf gefreut und trainiert. Am 15. August 2024 fliegt das Team Deutschland ab nach Okinawa! Wir schließen uns dem Team Switzerland an, das schon einiges an Erfahrung im Ursprungsland des Karate hat und auch den ersten Teil unseres Abenteuers großartig organisierte. Ihnen haben wir es zu verdanken, dass wir bei Großmeister und Karatelegende Maeshiro Morinobu Unterricht haben werden. Das Team Deutschland vom Idokan Europa und der Jiu-Jitsu- und Karate-Schule Penzberg besteht aus: Rudi Harrer, Josef Holzmann und Rudi Gabert. Team Switzerland ist Alex, Jenny und Jonas, verstärkt durch Christiaan aus den Niederlanden.

Morgens um 3:45 Uhr geht’s in Penzberg los. Wir fliegen über Wien, Taipeh nach Naha, Hauptstadt von Okinawa. Am Freitagmittag (Ortszeit Japan 7 Stunden voraus) kommen wir in unserm Hotel, Double Tree by Hilton, in Naha an.

Um 17:00 treffen wir zum ersten Mal in der Lobby des Hotels unsere Schweizer Freunde. Nach einer kurzen ersten Besprechung machen wir uns auf den Weg zur Kokusai Dori, die „Wundermeile“ genannt. Mit ihrer Länge von 1,6 Kilometern ist die Straße voll von vielen Souvenirläden, Varietégeschäften und Restaurants, wir gehen dort ein bisschen Schaufensterbummeln und genießen diese ersten Eindrücke. Hier bemerken wir zum ersten Mal die angenehmen Lautsignale, wie Vogelstimmen, die beim Überqueren von Kreuzungen (auch diagonal) und Straßen für die Fußgänger ertönen.

Am nächsten Morgen dürfen wir zum ersten Mal ein japanisches Frühstücksbuffet erleben, eine gewisse Herausforderung und es ist schon etwas Mut zum Probieren erforderlich.

Dann wollen wir zum Shureido Store, hier haben wir von zu Hause Karate Gi und Obi bestellt. Die Sonne scheint erbarmungslos. Wir laufen möglichst im Schatten und benützen rege die Getränkeautomaten, welche es zum Glück fast überall gibt. Im Store angekommen stehen wir vor verschlossenen Türen. Aufgrund eines Festes ist der Shop geschlossen. Wir sehen aber, dass trotzdem Mitarbeiter im Shop sind. Wir klopfen an und uns wird aufgemacht. Freundlichkeit pur. Nach einer kurzen Erklärung werden wir eingelassen, können unsere Patches abgeben und die Obi abholen. Danach geht’s zurück ins Hotel … schon 9’000 Schritte (Alex lässt zählen), nicht schlecht.

Um 13:30 geht’s weiter. Zuerst gehen wir zum Naha Bus Terminal und kaufen eine Zahlkarte, so müssen wir nicht immer mit Münzen bezahlen. Danach marschieren wir zum ersten Training (nur innerhalb des Teams) ins Okinawa Prefectural Budokan. Auf dem Weg fängt es an zu tröpfeln, macht ja nichts, wir sind ja drinnen … so denken wir. Im Budokan angekommen müssen wir feststellen, dass ein großes Goju-Ryu Turnier stattfindet. Auch in den weiteren Übungsräumen wird trainiert, viele Kinder und ganze Familien. Karate ist schließlich, neben Baseball, Volkssport und damit verbringt man auch ganz natürlich das Wochenende im Gi und im Budokan. 

Nach Rücksprache an der Kasse müssen wir leider den Rückzug antreten, da alle Hallen besetzt sind. Morgen ab 13:00 können wir aber trainieren. Wir lassen uns dennoch nicht davon abhalten zu trainieren und suchen uns ein Plätzchen, wo wir unsere neun Kata üben können. Natürlich fängt es jetzt zu regnen an. Wir sind alle nass bis auf die Knochen, finden aber neben dem Budokan beim Baseball Stadion eine überdachte Stelle. Dort üben wir zwei Stunden lang. Einige Karate-Ka beobachten uns interessiert.

Nach dem Training laufen wir zurück ins Hotel und ruhen uns eine Weile aus. Am Abend gehen wir wieder zur Kokusai Dori und gehen dort zu unserem Geheimtipp Ramen Restaurant. Das Essen ist fantastisch und auch preiswert. Danach trennen sich die Wege von uns, einige gehen noch shoppen, die anderen treten den Heimweg an.

Kultur und Geschichte ist am Samstag angesagt, Besuch des Shuri Castle (Japans 11. UNESCO-Weltkulturerbe), das am 31.10.2019 einem tragischen Großbrand zum Opfer fiel. Bis heute hat man die Brandursache nicht herausgefunden. So sieht man heute zwar die imposanten Mauern des Schlosses, aber leider das Schloss nicht mehr, da es bis auf die Grundmauern abbrannte. Was man stattdessen sieht, ist der Neuaufbau des Schlosses mit originalen Materialien und traditionellem Handwerk.  In der Edo-Zeit residierten hier die Herrscher über das Königreich Ryukyu, das heutige Okinawa.

Gott sei Dank haben wir die Möglichkeit, das Dojo von Maeshiro Sensei mit öffentlichen Verkehrsmitteln zu erreichen. Das zentrale Bus Terminal von Naha ist nur 100 Meter von unserem Hotel entfernt. Dort erkundigen wir uns und finden heraus, dass so gut wie alle abfahrenden Busse zur Station fahren, wo wir hinmüssen.

Wagemutig besteigen wir einen Bus, haben keine Ahnung wie das funktioniert. Wir müssen ein kleines Ticket entnehmen, sitzen ab und warten, bis wir unsere Station erreicht haben. Nicht aufstehen, bevor der Bus hält. Wieder zurück zum Busfahrer (in Uniform und weißen Handschuhen). Dort brauchen wir fast alle unsere Münzen, um das Ticket zu bezahlen. Erst später finden wir heraus, dass man eine 1’000 Yen Note an einem der zahlreichen Automaten neben dem Busfahrer gegen Münzen wechseln und dann mit Münzen (passend!) bezahlen kann. So läufts in Japan.

Nach einem kurzen, aber heftigen Fußmarsch bei sonnigen 35 bis 38 Grad und einer 99%-igen Luftfeuchtigkeit finden wir problemlos das Dojo von Maeshiro Sensei. Allein dieser heftige Fußmarsch in sengender Hitze mit Gi im Rucksack, alle gleich gekleidet in unserem Okinawa-Outfit, bleibt unvergesslich. Nur der Regenschirm hilft gegen die Sonne. Vor dem Training ist man bereits komplett durchgeschwitzt und ziemlich erledigt. Der Do kann hart sein.

Nun also Tag 1 (Montag, 19. August) des offiziellen Trainings bei Maeshiro Sensei. Wir sind alle ein bisschen nervös. Wir warten geduldig bis 10:00, aber niemand ist da, sehr komisch. Auch nach mehrmaligem Klingeln öffnet niemand. Alex versucht, seine lokalen Kontakte zu mobilisieren und bittet via WhatsApp um Hilfe. Nicht nötig: Es war einfach nur Geduld gefragt, wohl die 1. Lektion, die wir gleich mitbekommen haben.

Frau Maeshiro öffnet nach ein paar Minuten die Haustüre und kommt zu uns herunter. Sogleich wird das Dojo geöffnet, wir können uns umziehen, nassgeschwitzt wie wir sind, und Maeshiro Sensei betritt das Dojo. Allseits kleine Verbeugungen sind selbstverständlich. Nach ein paar Gesprächen mit Hilfe der Übersetzer Apps beginnt das Training.

Uns läuft wieder der Schweiß in Bächen herunter, aber das stört uns nicht. Maeshiro Sensei beginnt mit Kihon, danach folgen die Naihanchi Shodan und Nidan. Alle unsere brennenden Fragen werden perfekt beantwortet. Der Teufel liegt, wie überall, im Detail, aber unsere Unklarheiten werden beseitigt. Maeshiro Sensei lädt uns zu seinen Trainings mit seinen Schülern um 19:30 in den nächsten Tagen ein. Noch mehr Fußmärsche in sengender Hitze werden folgen. Nach dem Training überreichen wir Frau Maeshiro und Maeshiro Sensei ein paar Geschenke.

Nebst Grundschule (6 Übungen bzw. Kihon Kata) trainieren wir in der restlichen Woche wieder die klassischen Kata: die drei Naihanchi, die fünf Pinan, Itosu no Bassai, später noch zusätzlich Chinto, Itosu no Kushanku und Matsumura no Bassai. Im letzten Abendtraining werden wir überrascht. Jeder von uns bekommt ein kleines Säckchen mit drei Süßigkeiten und einem weiteren Gebäck. Es handelt sich hierbei um lokale Köstlichkeiten, die wir genussvoll vertilgen. Frau Maeshiro übergibt uns allen eine von ihr gemalte Kaligrafie mit dem Spruch „Practice for lifetime“. Sie ist eine Meisterin in Kaligrafie. Auch dies ist eine große Ehre. Ein Schüler von Maeshiro Sensei teilt uns mit, dass sie alle eifersüchtig seien auf uns, da sie noch nie so etwas von Frau Maeshiro erhalten haben. Danach steht Maeshiro Sensei auf und geht zu seinen Unterlagen in der Ecke des Dojos. Dort nimmt er etwas heraus und geht zu Alex. Er übergibt ihm eine DVD mit allen Kata von Shorin-ryu, welche er vorführt. Dies ist eine DVD, welche nicht gekauft werden kann, was für eine Ehre. Zu guter Letzt machen wir noch ein Gruppenfoto und lassen den Karate-Kurs in unsere Martial Arts Pässe von Maeshiro Sensei eintragen und unterschreiben. Auch unsere Weißgurte werden signiert. Im letzten Vormittagstraining stellt uns Maeshiro Sensei einen Schüler vor, den er extra für uns eingeladen hat, um zu übersetzen. Maeshiro Sensei spricht nur sehr wenig Englisch und so ist eine Kommunikation auch mit Übersetzungsapps nicht immer zielführend. So können wir noch mit ihm zusammen alle Unklarheiten bereinigen. Auch dieses letzte Training genießen wir in vollen Zügen und bekommen die (hoffentlich) letzten Fragen beantwortet. Um 12:00 ist das Training zu Ende, wir machen ein letztes Foto mit dem gesamten Team und verabschieden uns danach herzlich von Maeshiro Sensei. Fazit nach einer Woche:

16 Stunden Training bei Maeshiro Sensei, 7 Stunden selbstständig trainiert und nachgearbeitet;

Alex und das Schweizer Team haben noch sehr viele weitere Stunden in Dokumentation und die digitale Nachbereitung investiert.

224’000 gelaufene Schritte (von Alex), … Liter geschwitzt (nicht messbar).

Unser Karatetraining mit Maeshiro Morinobu war insgesamt immens lehrreich. Mit großer Geduld, Akribie, Millimeter für Millimeter in den Ständen und Bewegungen, wurden wir vom überaus sympathischen, stets ruhig und klar agierenden Großmeister unterrichtet. Im Bunkai wurde großer Wert auf die genaue Anwendung der Techniken im Kumite gelegt. Viele Feinheiten und Varianten der Techniken kamen zur Sprache und konnten geübt werden.

Natürlich hat man im Verlauf seines Budolebens Vieles zur Geschichte von Okinawa als souveränes Königreich Ryukyu bis zur Angliederung an Japan (offiziell 47. Präfektur Japans erst seit 1895) gelesen, auch über die Geschichte des herkömmlichen Karate, das von Naha (Shuri, Tomari) seinen Ausgang nahm. Aber tatsächlich an diesem historischen Ort Karate zu trainieren, war etwas Besonderes. Viel besser versteht man nun die zum Teil deutlichen Veränderungen, die Karate später auf der Hauptinsel (Japan) nahm, ab den 20er Jahren des 20. Jahrhunderts, zum Beispiel in Richtung Shotokan oder Wado ryu, wenn man die ursprünglichen stilistischen Besonderheiten, Techniken, Stände und Kata aus Okinawa auch vor Ort und unter Anleitung einer Okinawa Legende intensiv kennengelernt hat. Die Nähe zu den frühen und über Jahrhunderte dauernden Einflüssen aus China und deren Kampfkunststilen ist spürbar. Die chinesisch-okinawanischen Beziehungen und der kulturelle Einfluss Chinas waren schon seit der frühen Feudalzeit auf Okinawa sehr ausgeprägt.   

Grundsätzlich sind auf Okinawa (zum Beispiel im Shorin ryu) die Stände (dachi) höher, Moto dachi zum Beispiel, ein besonders langer Nekoashi dachi sticht bei vielen Kata heraus. Auch werden weit ausholende Bewegungen, die das Zentrum entblößen könnten, vermieden. Die empfindliche Mitte muss abgedeckt und gesichert bleiben. Kime und Abhärtung, Stabiltät und Präzision dominieren. Natürlichkeit der Stände und Bewegungen ist ein wichtiges Kriterium, weniger tiefe und gespreizte Stellungen. Auch sind fließende, geschmeidige, ausweichende Bewegungen zentral, vor allem bei den Abwehrtechniken, Nagashi uke waza werden vermehrt angewandt. Natürlich sind im Karate auch Würfe und Hebel ein wichtiger Bestandteil und müssen sich ebenfalls fließend und logisch aus den Aktionen ergeben.

Die übrigen Tage auf Okinawa verbrachten wir eher touristisch, aber sehr intensiv auf Fahrten mit Leihautos (Linksverkehr von Rudi Harrer und Alex bestens gemeistert) zu herrlich einsamen Stränden im Osten und Nordosten. Nakagusuku-jo wurde angesteuert, die Burg ist eine der ältesten Burgen auf den Ryukyu-Inseln. Sie wurde 1440 erbaut und war die zweitgrößte Burg von Okinawa. Auch dem Karate Museum in Nishihara, geleitet von Hokama Sensei, auch so eine Karate Legende auf Okinawa, statteten wir einen Besuch ab. Ein besonderes Highlight war die Schiffahrt zu einer der vielen Trauminseln vor Okinawa, Tokashiki Island. Schnorcheln, Schwimmen, Sonnen (nur unter dem Sonnenschirm) waren hier angesagt. Weitere Highlights waren für uns das gigantische Aquarium im Nordwesten, Okinawa-Churaumi-Aquarium, das zweitgrößte der Welt, und der wunderbare Southeast Botanical Gardens.

Am 29. August trennten sich die Wege des Schweizer und deutschen Teams. Die Schweizer blieben noch eine Weile in Naha für weitere Unternehmungen, Team Deutschland flog nach Kyoto. Eine herrliche, gemeinsame, erlebnis- und lehrreiche Zeit ging auf Okinawa zu Ende. Es war super mit allen!!!

Etappe 2 Kyoto

Am Donnerstag, 29. August, war also unser wunderbarer Aufenthalt auf Okinawa beendet. Von unseren Schweizer Freunden hieß es Abschied nehmen. Ein Inlandsflug brachte uns von Naha ins 1200 Kilometer nördlich auf der japanischen Hauptinsel gelegene Osaka, von dort ging es geschmeidig weiter in einer 75-minütigen Busfahrt nach Kyoto. Im Hotel Sotetsu Fresa Inn an der belebten Kiyomizu Gojo kamen wir nach einem längeren Fußweg vom Kyoto Bahnhof nassgeschwitzt und erledigt an. Diesen Fehler, mit Koffern und zu Fuß nur mal einen kurzen Weg in diesem feucht-heißen Klima zu gehen, sollten wir nicht mehr wiederholen. Hätten wir eigentlich auch schon von Okinawa wissen können. Dann aber Einchecken, gemütliche Zimmer beziehen, Duschen und kurze Pause waren angesagt.

Uns wurde bewusst, wir sind in Kyoto angekommen. Kyoto – ein Muss für alle Japanreisenden, die alte Kaiserstadt, von 794 bis 1868 Hauptstadt und Residenz des damaligen Kaisers, als „Stadt der tausend Tempel“ bekannt. Als kulturelles Herz Japans und von Zerstörung im Zweiten Weltkrieg verschont, ist Kyoto tatsächlich mit Hunderten von Schreinen und buddhistischen Tempeln, kleinen Gärten und alten Gassen, historischer Architektur und herausragenden Museen geradezu übersäht.

Noch am gleichen Abend fanden wir ein kleines, idyllisch in der Nähe des Kamo River gelegenes Restaurant mit – ganz wichtig – bebilderter Speisekarte, Heartland Bier in großen Flaschen, und absolut freundlichem Service. Unseren letzten Abend in Kyoto verbrachten wir wieder hier. Diese herzliche Freundlichkeit der Menschen, deren Offenheit und Hilfsbereitschaft, mit kleinen respektvollen Verbeugungen begleitetes Verhalten, sollte uns, wie schon auf Okinawa, auch in Kyoto die ganze Zeit über begegnen. Gekocht wird in der Regel offen und direkt neben den Gästen. Die Speisekarten sind vielseitig, für jeden Geschmack ist etwas dabei. Josef tendierte eher zur konservativen Variante mit Reisgerichten und Gemüse, die beiden Rudis haben in diesem Punkt die japanische Kulinarik mit Fisch, Fleisch und sonstigen Dumplings voll ausgeschöpft. Vor dem Essen werden zur Reinigung von Händen und auch Gesicht feuchte (kalt oder heiß) Tücher gereicht. Eine der vielen kulturellen japanischen Besonderheiten, die einen Mitteleuropäer ganz besonders beeindrucken und den Aufenthalt in Japan angenehm erscheinen lassen.

Kyoto als Millionenstadt ist auf Straßen und Plätzen absolut sauber, kein Müll, nirgendwo. Es gibt aber auch in der ganzen Stadt außen keine Müllbehälter. Selbstverständlich nimmt man seinen Abfall mit nach Hause, man wirft nichts weg, keinen Papierfetzen und auch keine Bananenschale. Auch so ein angenehmes Detail des japanischen Alltags. Beim Überqueren der Straßen, zur eigenen Sicherheit nur bei Grün selbstverständlich, ertönen für die Fußgänger laute akustische Signale, die an Vogellaute erinnern (wie auf Okinawa). Alles sehr hilfreich bei acht- oder zehnspurigen Straßen, die man zu überqueren hat. Baustellen und deren Ausfahrten werden aus Sicherheitsgründen für die Fußgänger von vielen Bauarbeitern am Gehsteig ganztags besetzt und betreut. Überhaupt sahen wir viele Arbeiten und Arbeitsstellen, die in Europa und Deutschland längst verschwunden sind. An Tankstellen zum Beispiel gibt es überall tatsächlich noch freundliche Tankwarte, die gelaufen kommen und Benzin auffüllen, beim Zahlen helfen und auch sonst Fragen aller Art beantworten. Wenn alles in japanischer Schrift geschrieben ist, ist das alles sehr hilfreich für uns ausländische Besucher.

Zehn Tage lang haben wir viele der klassischen Sehenswürdigkeiten Kyotos besucht und intensiv genossen. Zum Beispiel den Goldenen Pavillon Kinkakuji, der tatsächlich mit echtem Blattgold verziert ist, und wie viele der Tempel, Schreine und Burgen in herrlich angelegten Gärten, mit und ohne Teich, eingebettet ist. Den Shinto-Schrein Fushimi Inari Taisha, Schrein der 10.000 Tori-Tore. Der Schrein stammt aus dem Jahr 711 AD und Gläubige kommen seit vielen Jahrhunderten hierher, um für Sicherheit, Wohlstand und Erfüllung ihrer Wünsche zu beten. Der Tempel Kiyomizu-dera gehört zu den vielen UNESCO-Weltkulturerbestätten in Kyoto und ist über 1200 Jahre alt. Er befindet sich auf halber Höhe des Bergs Otowa und bietet eine fantastische Aussicht auf die Umgebung und die Stadt.

Die Burg Nijo (ein Gebäudekomplex) mitten in der Stadt hat uns in seinen gigantischen Ausmaßen beeindruckt. Sie wurde 1601 als Machtsymbol von Shogun Tokugawa Ieyasu angelegt, hauptsächlich mit Zypressenholz erbaut und war der repräsentative, zusätzliche Sitz der Shogune während ihres Aufenthalts in der Kaiserstadt. Sie residierten damals schon in Edo (heutiges Tokyo), wo sie ihren festen Hauptsitz hatten. Wir sahen herrliche Malereien, feinstes Tuch in schön angelegten Räumen, sog. Nachtigall-Flure, die in alter Zeit vor heranrückenden Ninja und sonstigen Feinden warnten.

Natürlich legt man bei allen Besichtigungen der Tempel am Eingang seine Schuhe ab und geht geradezu geräuschlos und leise durch die Gebäude. Auch diese Stille und Entrücktheit von der lauten Welt in den vollen Straßen ließen solche Besuche zu einem besonderen Erlebnis werden.

Der monumentale alte Kaiserpalast, in dem bis zur Meiji-Restauration 1868 die kaiserliche Familie residierte, war ob seiner Größe und kunstvollen Ausstattung beeindruckend. Teile der Gebäude waren allerdings fest verriegelt als Vorsichtsmaßnahme gegen den angekündigten Taifun.

Viele weitere Zen Tempel und Schreine mit herrlichen Zengärten haben wir angesteuert, natürlich als Budoka auch den Butokuden, die älteste Übungsstätte der „Kriegskünste“ in Japan. Bereits 794 ließ Kammu – Tenno eine Trainingshalle für die Kondei (damalige Bezeichnung für die neu aufkommende Kriegerkaste, später Samurai) errichten, die er Butokuden nannte. Der neue Butokuden stammt aus dem Jahre 1899.

An einem weiteren Tag nahmen wir an einer achtstündigen Bustour (mit Lunch) teil, die uns zu besonderen Sehenswürdigkeiten führte. Anders hätten wir diese vielen weit auseinander liegenden Stätten gar nicht im Ansatz erleben können.

Spaziergänge durch den Nishiki-Markt, Besuch eines Samurai- und Ninja Museums, Flanieren im Geisha-Viertel Gion, Besuch im weltberühmten Bambuswald im Arashiyama Park am westlichen Stadtrand Kyotos füllten des Weiteren unsere Tage. Auch konnten wir ein Onsen-Bad gleich zweimal besuchen, erfrischend und mit herrlich-heißen Quellen und Sitzplätzen, die sogar Stromschläge im mineralhaltigen Wasser abgeben. Am letzten Tag trafen wir noch per Zufall in einem kleinen Dojo über einem Schwert- und Messergeschäft im Gion-Viertel Samurai-Joe, mit bürgerlichem Namen Joe Okada. 95 Jahre alt ist er und als „letzter Samurai“ weltberühmt für seine Schwert- und Iaido Künste.

Am Samstag, 7. September, ging es mittags mit dem Taxi (!) und Koffern zum gigantischen, neuen Bahnhof in Kyoto, erbaut mit stark futuristischen Elementen, leicht unregelmäßiger Glasfassade auf einem Stahlskelett. Von dort mit dem Airport-Bus wieder zum Flughafen Kansai nach Osaka, gegen Abend der Flug von Osaka nach Singapur, dann nach München mit den Singapore Airlines. Bestens betreut vom Bordservice auf dem sehr langen Flug nach Hause. Alles ist gut gegangen.

Es bleiben unvergessliche und intensive Eindrücke und Erlebnisse von Okinawa, Kyoto und Japan. Unser Karate Training in Naha war immens lehrreich, das Miteinander mit den Freunden aus der Schweiz (Alex, Jenny, Jonas) und der Niederlande (Christiaan) waren wunderbar. Allen sei dafür herzlichst gedankt.  Die Mischung aus Stille, Stress und Schweiß, herrlichen Unternehmungen und Begegnungen mit Menschen und der asiatischen Kultur war einzigartig.

Domo arigato gozaimas. Sayonara.