für Übungsleiter und Kindertrainer in Rosenheim
Am 20. Mai 2017 startete der zweite Teil der Seminarreihe für Übungsleiter und Kindertrainer in Rosenheim. Auch dieses Mal machten sich wieder vier Übungsleiter des Kindertrainings, Heike, Max, Michael und Dorothea, auf den Weg in das Tokyo Karate Dojo, um unter Leitung von Marie Niino neue Eindrücke und Verfahren bezüglich Lehren und Lernen zu sammeln, um diese auch im Penzberger Lehrerteam weiterzugeben und im Kinder- und Jugendtraining umzusetzen.
Welche Werte sind wichtig für unsere Karatekinder?
Um diese zentrale Frage des Seminars besser beantworten zu können, wurden zunächst Wünsche geäußert, wie das „perfekte Kind“ im Kindertraining auszusehen hat. Hierbei wurde schnell deutlich, was für Erwartungen jeder der Seminarteilnehmer an die eigenen Karatekinder stellt. Daraus wurden abschließend insgesamt vier verschiedenen „Typen“ von Kindern, die es im Kindertraining gibt, abgeleitet. Hierbei wurden die Kinder genannt, die ins Training gehen, weil es ihnen Spaß macht, diejenigen die engagiert den nächsten Gürtel erreichen wollen, aber auch solche, die nur gehen, „weil Mama das sagt“. Aus diesen verschiedenen Typen von Kindern überlegten sich anschließend alle gemeinsam, wie diese am besten gefordert und gefördert werden können, um alle Kinder soweit es geht zu motivieren.
Durch den anschließenden Perspektivwechsel wurden danach Erwartungen der Kinder und Eltern an das Kindertraining gesammelt. Dieser Perspektivwechsel warf eine weitere zentrale Frage des Seminars auf.
Was unterrichten wir eigentlich – Karate (Kampfkunst) oder Selbstverteidigung?
Bei der Diskussion dieser Frage war es spannend zu sehen, wie viele unterschiedliche Ansichten jeder Einzelne, je nach Karatestil und Überzeugung, mitbrachte. Dass Karate und Selbstverteidigung eng miteinander verbunden sind wurde allen schnell klar. Das Bewusstsein, jedoch trotzdem klar zwischen Karate und Selbstverteidigung zu unterscheiden, wurde durch diese Besprechung der Frage gestärkt und rückt dabei, auch in Bezug auf das Unterrichten im Kindertraining, weiter in den Vordergrund der Aufmerksamkeit.
Wie lernen Kinder heute?
Nach der Mittagspause durften alle Seminarteilnehmer selbst einige Techniken ausprobieren. Um dabei zu überlegen, wie Kinder heute lernen und wie Erklärungen hilfreich dazu beitragen positive Verstärker beim Lernprozess zu setzen, wurden die Teilnehmer dazu aufgefordert, partnerweise Techniken zu zeigen und diese gegenseitig zu verbessern. Für wichtige Elemente bei der Fehlerkorrektur, aber auch für die Frage wie Erklärungen von Techniken verbessert werden können, stellte Marie Niino das VAKOG-Modell (Visuell-Akustisch-Kinästhetisch-Olfaktorisch-Gustatorisch) vor. Dieses Modell kann dabei helfen, auf den verschiedenen Sinneskanälen Erklärungen zu geben, denn jedes Kind lernt anders. Erklärungen also nicht nur visuell, sondern teilweise auch auditiv oder in Kombination kinästhetisch zu geben, kann also helfen, dass Kinder besser Karatetechniken lernen und verinnerlichen.
Begeisterung als Chance
Am Nachmittag wurde die ganze Sache einmal umgedreht. Alle Seminarteilnehmer wurden wieder zu „Anfängern“ und bekamen eine Shotokan-Karatestunde bei einem 11-jährigen Schüler von Marie Niino. Nach fast eineinhalb Stunden Shotokan-Karate mit Aufwärmung, Grundschultechniken und Kata-Laufen erklärte die Seminarleiterin, was der eigentliche Grund der Trainingseinheit war. Alle Seminarteilnehmer sollten die Begeisterung des Jungen spüren und die Chance sehen, die solche Kinder mit sich bringen. Im Kindertraining ist es öfter der Fall, dass vor allem begeisterte Kinder viele Fragen stellen und bei Erklärungen oft ungeduldig sind. Denen gilt es nicht einen Riegel vorzulegen, sondern das ganze als Chance zu sehen, genau diesen Kindern viele Techniken beizubringen. Denn die nötige Motivation bringen genau diese Kinder schon mit.
Mit dieser Erkenntnis endete das ereignisreiche Wochenende in Rosenheim. Viele Denkanstöße, aber auch neue Ansichten und Ideen durften wir von diesem Seminar mitnehmen, die wir in der nächsten Zeit im Kindertraining umsetzen werden.
Text: Dorothea Bex