Kagami Biraki 2020

Am Dienstag, den 7. Januar war es wieder soweit – das neue Trainingsjahr wurde mit dem traditionellen bunten Jahresanfangs-Training und im Anschluss daran dem „Öffnen des Spiegels“ Kagami Biraki, eingeläutet.

Über 30 Budoka hatten sich versammelt und betraten einer nach dem anderen die Halle, natürlich nicht ohne sich respektvoll zu verbeugen. Drinnen angekommen begann das große Frieren. Ein paar prüften sogar, ob man eventuell den Atem sehen könnte – man konnte nicht, aber das war auch schon alles. Der Boden und insbesondere die Matten schienen beinahe gefroren und so mancher wünschte sich Socken und Schuhe, Mütze und Handschuhe.

Nach dem Angrüßen lüftete Shihan Rudi das Geheimnis um die diesjährige Jahrestechnik, bzw. das Jahresmotto: Es ist „Rei“ – der Respekt, den wir der Kampfkunst und uns gegenseitig erweisen und in die Welt hinaustragen wollen. Als praktischen Trainingsschwerpunkt richten wir 2020 den Fokus auf Kata, die intensives Üben an sich selbst erfordert. Auch dieses intensive Arbeiten an sich selbst ist ein Aspekt des Rei.

Um die Matte kräftig durchzukneten und uns zu erwärmen ließ Shihan Rudi nach dem Angrüßen zunächst einmal alle wild durcheinanderlaufen, einander umklammern und herumwirbeln, bevor die erste Einheit begann: Jiu-Jitsu mit Tobi und Karlheinz.

Hier zeigten und die Beiden einige Techniken der Verteidigung gegen den Stock, aber auch Verteidigung mit dem Stock. Letzteres ist in die neue Prüfungsordnung für Jiu-Jitsu aufgenommen worden und muss natürlich heuer gut eingeübt werden.

Weiter ging es mit Karate, angeleitet von Josef und Andi. Hier stand eine Goju Ryu Kata auf dem Programm, bzw. eine Sequenz aus einer solchen. Es war etwas ungewohnt, Stellungen wie Shiko-Dachi und Sanchin- Dachi einzunehmen und einen Mae Geri zu treten, ohne die Hände nach vorne zu nehmen, aber dennoch schlugen sich alle recht wacker.

Nächster Punkt waren einige Übungen zur schnellen Einschätzung einer Situation und zur Emotionskontrolle, welche uns Heike nahebrachte. Angst ist nämlich ein schlechter Ratgeber und kann lähmen, was in einer wirklich brenzligen Situation fatal sein kann. Überhastetes und hartes Reagieren hingegen wird man womöglich hinterher bereuen, wenn man vor Schreck einem Bekannten aus Versehen eine mitgegeben hat.

Hier war aber noch nicht Schluss, denn Kata und Technikabfolgen gibt es ja nicht nur im Karate, sondern auch in allen anderen Kampfkünsten und so beglückte uns Michi mit einer logischen Hebelserie, die er am Shihan Rudi demonstrierte.

Gut gehebelt ging es an die Schwerter, Bokken und Stöcke. Je eine Einheit Arnis mit Rudi und Karlheinz und Iaido mit Dirk standen nun auf dem Programm. Dirk präsentierte uns dabei eine elegante Schwertkata, bei der mal die einen, mal die anderen plötzlich verkehrt herumstanden und verdutzt guckten. Ist halt nicht so einfach, Füße, Schwert, Arme und Körper zu koordinieren.

Den Teilnehmern beim Arnis klingt wohl immer noch das „1-2-5“ oder „5-5-2-2-1-1“ in den Ohren. Immer schneller und schneller übten wir diese drei Grundschläge und den jeweils dazugehörigen Block, wobei so mancher nur durch das Eingreifen von Karlheinz davor bewahrt werden konnte, kräftig eins auf die Finger zu bekommen.

Den Abschluss machte schließlich Horst mit einigen Übungen zur Kräftigung des Rückens. Leider blieben dafür nur noch 10 Minuten. Andererseits war es immer noch eisig kalt in der Halle und mit dem ganzen Bauch oder Rücken auf den frostigen Matten zu liegen war nicht wirklich angenehm.

Angenehm jedoch war es dann nach dem Matten-Aufräumen: Wir zogen warme Socken, Pullover und Schlappen an und brachen die Reiswaffeln – immer zu zweit. So öffneten wir symbolisch den Spiegel – mögen wir uns erkennen – und traten traditionell ins neue Trainingsjahr ein. Dazu gab es alkoholfreie Getränke.

Doch halt! Da war noch etwas: Der Wettbewerb der Logos für all unsere Kampfkunstsparten.

Soviel vorweg: Es gab keinen Sieger, aber viele schöne Entwürfe, die nun zusammengeführt und ausgearbeitet werden sollen. Zwei „Designerinnen“ waren anwesend und bekamen eine Anerkennung, die übrigen werden folgen.

In diesem Sinne: Ein erfolgreiches, selbsterkenntnisreiches und vor allem respektvolles 2020!

Text:      Lydia Cordes

Bilder:   JJKSP