Am Vormittag des 1. Oktober 2025 machten sich zwei Mitglieder der Jiu-Jitsu- und Karate-Schule Penzberg und der Modern Arnis – Mano Mano Organisation Deutschland (MAMD) auf den Weg in den Süden. Das Ziel: das italienische Castelletto sopra Ticino am Lago Maggiore, wo dieses Jahr das internationale Kombatan-Camp stattfinden sollte. Abgeholt wurden wir von Großmeister Roland Herlt und Renate Kinder, die bereits am Vortag von Wolfsbüttel aus anreisten. Nach der langen, aber entspannten Fahrt erreichten wir unser Ziel und bezogen unsere Unterkunft in unmittelbarer Nähe zum See. Bereits am selben Tag trafen wir die ersten Organisatoren und Großmeister, unter ihnen Grand Master Ernesto Presas Jr., Grand Master Randy Remolin und Senior Master Davide Alloni. Am frühen Abend traf auch die MAMD-Truppe aus Leipzig ein und wir ließen den Abend gemeinsam in gemütlicher Runde im Camping-Restaurant ausklingen.
Am nächsten Tag trafen nach und nach Gruppen aus verschiedenen Ländern ein: Neben Deutschland und Italien waren auch Österreich, Polen, die Schweiz, Tschechien, Ungarn und die Philippinen vertreten (an Tag drei mit Grand Master Carlos de Leon sogar Südamerika). Schließlich versammelten sich rund 70 Teilnehmer auf dem Sportplatz des Camping Italia Lido. Nach einer dynamischen und effektiven Aufwärmeinheit mit Guro Dan Kroupa begann das erste Training. Unter der Leitung mehrerer Großmeister erhielten wir spannende Einblicke in unterschiedliche Techniken des Kombatan. Mit Grand Master Carlos Pulanco trainierten wir zunächst offenes Sinawali und halbes Sinawali. Der Fokus lag dabei auf Rhythmus, Koordination und präzisem Timing. Anschließend folgte eine Einheit bei Grand Master Ernesto Presas Jr., in der wir das Single-Cross-Sinawali sowie Single gegen X übten, erst statisch, dann in der Bewegung. Zum Abschluss des Tages unterrichtete Grand Master Randy Remolin Entwaffnungstechniken, die aus dem Single-Sinawali hervorgingen, darunter auch Hirada und Palis Palis. Die Sequenzen verlangten volle Konzentration und sorgten für einen dynamischen Abschluss des ersten Trainingstages.
Nach einem gemeinsamen Frühstück starteten wir auch den zweiten Trainingstag mit einer Aufwärmeinheit von Guro Kroupa. Als Nächstes folgten weitere Sinawali-Übungen unter GM Pulanco: Single gegen X, wobei zuerst alle Schläge oben und anschließend alle Schläge unten ausgeführt wurden. Anschließend lernten wir das Konzept des Palit (Wechsel) kennen, bei dem es darum ging, das X-Sinawali erst wie gewöhnlich mit der rechten Hand zu beginnen und nach einem Wechsel mit nur drei statt vier Schlägen die Schlagabfolge mit der linken Hand zu starten – eine Übung, die viel Konzentration und Koordination erforderte. GM Presas zeigte eine Loop-Bewegung beim X-Sinawali, bei der der Stock auf verschiedenen Schlägen über den Kopf gezogen wird. Im Anschluss übten wir unter GM Remolin das X-Sinawali mit Espada y Daga. Nach dem Mittagessen ging es mit einer neuen Runde bei GM Pulanco weiter. Diesmal standen fünf verschiedene Redonda-Varianten auf dem Programm sowie zusätzliche Hirada-Techniken. GM Presas widmete sich am Nachmittag 24 Doppelstockschlägen, zunächst in der Grundaufstellung, anschließend als Partnerübung mit Block. Den Abschluss machte GM Remolin mit einer dynamischen Freestyle-Einheit.
Der dritte Trainingstag, an dem die Teilnehmerzahl auf rund 100 stieg, bot nach den Aufwärmübungen von Guro Kroupa erneut ein abwechslungsreiches Programm mit vielen neuen Impulsen. Unter der Leitung von GM Remolin vertieften wir das Single-Sinawali: Diesmal stand Doppelstock gegen Espada y Daga auf dem Programm. Dabei gingen wir sowohl auf die Messerhaltung als auch auf die Dolchhaltung ein, um die verschiedenen Möglichkeiten der Entwaffnungen und Hebel aufzuzeigen. Anschließend übernahm Grand Master Carlos de Leon aus Südamerika, der mit großer Präzision und Energie Palis Palis, Ellenbogentechniken sowie verschiedene Wurftechniken vermittelte – alles waffenlos. Anschließend folgten freie Entwaffnungen aus dem Single-Sinawali mit einem Stock und klassischen Kontertechniken. Auch GM de Leon betonte, dass es bei all diesen Techniken vor allem auf folgende Faktoren ankomme: Winkel, Richtung, Distanz und Bewegung. Als Nächstes führten wir unter GM Pulanco Blöcke aus – zunächst mit Doppelstock, dann mit einem Stock und schließlich waffenlos. Die verschiedenen Varianten machten deutlich, wie sich dieselben Bewegungsmuster auf unterschiedliche Kampfsituationen übertragen lassen und welche Parallelen zwischen Stock- und waffenlosen Techniken bestehen. Bei Großmeister Walter Hubmann aus Österreich standen anschließend die Doppelstocktechniken 1 bis 4 auf der Agenda, einschließlich klassischer Konter wie Ocho Ocho, Doblada, Dublete und Sonquete. Darauf folgte eine Einheit mit Großmeister Roland Herlt, in der wir 1-1 und 2-2 übten, einmal mit der rechten und einmal mit der linken Hand – gerade mit links eine wichtige Lektion, um Timing, Kontrolle und die saubere Ausführung der Bewegungen zu üben. Als Nächstes folgte unter der Leitung von GM Remolin nochmals eine Einheit zu Sinawali-Flows mit Entwaffnungs- und Verriegelungstechniken, die das bereits Gelernte aufgriff und vertiefte. Zum Abschluss des Tages demonstrierte GM Presas zwei zentrale Übungsformen: zunächst das Single-Sinawali mit besonderem Augenmerk auf kräftige, weit ausgeholte Schläge, danach ein Freestyle-Training, bei dem das Greifen des gegnerischen Stocks im Mittelpunkt stand – laut GM Presas entscheidend, um die Kontrolle zu übernehmen, den Gegner zu lenken und den weiteren Ablauf zu bestimmen. Somit ging ein weiterer Trainingstag voller neuer Techniken und Impulse zu Ende. Doch auch sonst war heute ein besonderer Tag: Renate hatte Geburtstag, und so feierte die MAMD-Truppe nach dem Abendessen in entspannter und lustiger Atmosphäre den letzten Abend in Bungalow 3.
Am letzten Tag des Kombatan-Camps eröffnete nach einer Aufwärmrunde Senior Master Vincenzo Amabile den Tag mit einer Serie von Wirbeltechniken, die Geschick, Kontrolle und Koordination erforderten. Anschließend zeigte GM Remolin einen dynamischen Sinawali-Flow mit Doppelstock, der in der folgenden Sequenz um verschiedene Hirada-, Sumbrada-, Hebel- und Verriegelungstechniken ergänzt wurde. Diese erforderten ein gutes Gefühl für Timing und Distanz – und zeigten, wie vielseitig das Single-Sinawali als Grundlage für komplexe Techniken sein kann. Zum Abschluss des Camps unterrichtete GM Presas Hebeltechniken aus dem Single-Sinawali. Dabei lag der Fokus auf einer präzisen Ausführung und der sicheren Kontrolle des Partners.
Damit gingen vier intensive, lehrreiche und inspirierende Tage zu Ende. Die beiden Hauptorganisatoren des Camps – Senior Master Davide Alloni und Guro Claudio Alberton – verteilten unter sehr viel Applaus noch Urkunden an die Prüflinge und an alle Teilnehmer des Camps und es wurden noch die letzten Gruppenfotos geschossen. Auch GM Presas Jr. wandte sich noch mit ein paar abschließenden Worten an die Teilnehmer, dann begannen die Verabschiedungen. Neben den interessanten Lektionen, die uns viel abverlangten, wird uns nicht zuletzt auch die herzliche Atmosphäre in Erinnerung bleiben, die stets von Freundlichkeit und gegenseitigem Respekt geprägt war. Auch der Austausch mit den anderen Ländern (oft auf Englisch) machte immer großen Spaß und sorgte für viele wunderbare Momente. Denn auch, wenn wir aus verschiedenen Ländern kamen, sprachen wir irgendwie doch alle eine gemeinsame Sprache: Kombatan.









Text: Simona Fois
Bilder: JJKSP/MAMD





