Budo Camp 2019

Am Freitag, den 26. Juli war es endlich wieder soweit: der letzte Schultag war geschafft! Doch für 6 Übungsleiter und 28 Teilnehmer unserer Karateschule brachte dieser Tag nicht nur den Beginn der heiß ersehnten Sommerferien, sondern gab auch den Startschuss für das Budo Camp 2019! Vier erlebnisreiche, abenteuerliche, lustige, aber auch in allen Disziplinen fordernde Tage warteten nun auf die jungen Budoka.

Aber jetzt erst einmal von Anfang an:

Los ging es am Freitagnachmittag im Jugendgästehaus in Lenggries, das für die nächsten Tage als Unterkunft dienen würde. So trafen dort ab drei Uhr nach und nach alle Teilnehmer ein und versammelten sich schließlich nach Bezug der Zimmer zum ersten wichtigsten Tagesordnungspunkt: Die Bekanntgabe der Regeln für das kommende Wochenende. Es folgte eine sehr sehr ausführliche Einführung und alle waren Experten, was die Theorie der Verhaltensordnung und Sicherheitshinweise anging, doch kaum einer kannte den Großteil der Namen seiner Mit-Teilnehmer, geschweige denn die Lieblings-Karatetechnik des jeweils anderen. Dies musste natürlich schnell geändert werden! Dazu wurden kleinere Gruppen gebildet, in denen die Kinder die nächsten Tage unterwegs sein würden und in denen es nun allerlei Aufgaben zu bestreiten galt. Ob nun mit dem Partner durch Gummibänder verbunden Sit-Ups zu machen oder doch lieber wild gestikulierend, dafür aber stumm, seine Gruppenmitglieder dazu zu bringen, aus Schwimmnudeln eine Pyramide zu bauen, das „Kennenlernprogramm“ war schon einmal ein guter Vorgeschmack darauf, wie vielfältig sich das Camp dieses Jahr gestalten würde.

So verging der Nachmittag wie im Flug und ein leckeres Abendessen wartete auf die hungrige Truppe. Doch das Programm für Freitag war hiermit noch nicht zu Ende: Wer wollte, durfte den heißen Tag mit einem Bad in der Isar ausklingen lassen. Natürlich ließ sich das keiner entgehen! Auch hier war wieder alles Mögliche geboten, eine Portion Action, für alle Mutigen, die sich ein Stück mit der Strömung treiben lassen durften, eine frische Abkühlung im Seitenarm der Isar und natürlich eine obligatorische Wasserschlacht mit „Lieblingszielobjekt“ Übungsleiter! Zurück im Gästehaus wurde die Gruppe schon von einem prasselnden Lagerfeuer im Garten empfangen. Und so neigte sich der erste Tag mit viel heißem Kakao und Gitarrenklängen dem Ende zu.

Wer nun gehofft hatte, am Samstagmorgen so richtig schön ausschlafen zu können, hatte falsch gedacht, denn schon um 6 Uhr morgen riss die (nach 4 Tagen berühmt berüchtigte und gefürchtete) Trillerpfeife jeden aus dem Schlaf. Der Grund hierfür: Morgenlauf à la Dorothea, Alexandra und Stefan. Da nach dem Sport und einem ausgiebigen Frühstück schließlich auch die letzten müden Geister geweckt waren, konnte es direkt weitergehen, mit der ersten Jiu-Jitsu Einheit des Budo Camps. Während „Special-Guest“ Sempai Andreas Rappich die Kinder in die Welt der Hebel einführte, wanderten die Blicke aller auch immer wieder auf die Wiese nebenan. Dort legten nämlich drei der Assistenten eine beeindruckende Braungurt-Prüfung ab, was für viele junge Budoka spannend anzusehen war.

Drei bestandene Prüfungen und eine Mittags-Brotzeit später, warteten alle ganz gespannt auf den nächsten Programmpunkt, denn dieser wurde von den Übungsleitern und Assistenten streng geheim gehalten. Manch einer munkelte, zwar schon einen Geist und eine Prinzessin gesehen zu haben, doch das Mysterium wurde erst gelöst, als sich „König Andreas“ bei den Kindern über seine gestohlene Krone beklagte und sie bat, diese zurückzubringen und die Ordnung im Märchenwald wiederherzustellen. Die Gruppe, die das als erste schaffte, würde auch einen Schatz bekommen, versprach er. Das ließen sich die Kinder natürlich nicht zweimal sagen und das Wettrennen im diesjährigen Geländespiel begann: Eifrig wurden Aschenputtels verlorene Schuhe gesucht, Schneewittchen mit Äpfeln versorgt und vieles vieles mehr. Jetzt galt es nur noch, sich auf den dunklen Pfad, bewacht von Dämonen und Waldgeistern, zu begeben, um die gestohlene Krone der Hexe zu entreißen… Doch leider war es nicht nur der Pfad, der sich verdunkelte, sondern auch die Wolken am Himmel. Vom Gewitter überrascht und nass bis auf die Haut, kehrte die Gruppe zurück in ihre Unterkunft. Auch wenn das Geländespiel kurz vor Ende abgebrochen wurde, waren sich alle einig: ein Highlight des Budo Camps war es trotzdem! Und da eine Gruppe tatsächlich fast erfolgreich gewesen wäre, wurde diese zum Gewinner gekürt und mit dem Schatz (Süßigkeiten) überschüttet, die natürlich mit allen Abenteurern geteilt wurden! Wetterbedingt fiel auch das geplante Grillen ins Wasser, was aber selbstverständlich durch ein leckeres Abendessen in der Herberge ersetzt wurde. Weiter ging es danach mit Gemeinschaftsspielen, die in keinem Camp fehlen dürfen! Die jetzt noch überschüssige Energie der jungen Budoka, wurde zum Tagesabschluss von Sempai Heike gekonnt für eine Abendmeditation genutzt, bevor die Kinder schließlich mit dem Versprechen morgen etwas länger schlafen zu dürfen, in die wohlverdiente Nachtruhe entlassen wurden.

Auch für den Sonntag stand wieder eine Menge auf dem Programm. So ging es gleich nach dem Frühstück mit der Bergbahn aufs Brauneck, wo Sempai Heike den Tag mit einer belebenden Einheit Qi-Gong begann. Nun gestärkt mit Energie, durfte ein kurzer Abstecher auf den Gipfel nicht fehlen. Doch lange verweilte die Gruppe dort nicht, denn jetzt galt es eine passende Wiese für Sempai Michaels’ Jiu-Jitsu Einheit zu finden. Erfolgreich zwischen Steinen und Kuhfladen verteilt, wurde nun fleißig das richtige Greifen und Ausführen von Hebeln geübt, bis es Zeit für die Mittagspause war. Da das Wetter laut professioneller Wetter-App noch ein wenig aushalten sollte, begab sich die Gruppe im Anschluss noch auf eine kleine Wanderung.

Wieder zurück an der Bergbahnstation, wurde die Tour nochmals mit einem gemeinsamen „Qi-Sammeln“ abgerundet. Auch ein Lob an alle Bergsteiger gab es zu verteilen, da sie alle „schwierigen und gefährlichen“ Stellen mit viel Konzentration und Bravour gemeistert hatten! Pünktlich zur Talfahrt fing es auch schon leicht an zu nieseln und so musste die geplante Jiu-Jitsu Einheit nach drinnen verlagert werden. Zur Vertiefung übte Sempai Max die auf dem Berg schon angedeuteten Hebel. Da die Gruppe immer noch nicht ausgelastet war, das Wetter dem eigentlich geplanten Programm aber einen Strich durch die Rechnung machte, musste nun improvisiert werden. Dabei stellte sich heraus, dass ein Makiwara (Schlagpolster)-Training hervorragend dazu geeignet ist, um überschüssige Energie zu bündeln und loszuwerden. Ob es nun der Unmut über das schlechte Wetter oder einfach der Spaß an Bewegung und Action war, der zeigte, was in den jungen Budoka steckte, spielte keine Rolle; jeder kickte und schlug so gut er konnte, was manch einen Übungsleiter sogar ins Straucheln und zum Staunen brachte. Das Gegengewicht zu diesem schweißtreibenden und auspowernden Training brachte eine Theorie-Einheit bei Sempai Stefan und Sempai Dorothea, in der die Kinder genaueres über unseren Karate-sowie Jiujitsu-Stil lernten. Eine gemeinsame Einheit Aroha geleitet von Sempai Heike, um gemeinsam in einen „Flow“ zu kommen und die Zusammengehörigkeit einmal so richtig zu spüren, bildete den Abschluss des Trainingsprogramms für diesen Tag.

Natürlich fehlte für einen richtig gelungenen Abend auch noch ein ausgiebiges Abendessen und so konnte der Gastgeber der Unterkunft beweisen, dass Grillfleisch und Würstchen auch aus der Pfanne sehr gut schmecken können! Nach einigen Runden „Werwolf“ und „Museumswächter“ kündigte sich die letztendlich doch eingetretene Müdigkeit durch das ein oder andere Gähnen an und schon bald lagen alle Kinder im Bett.

Montag morgens, das letzte Mal vom schrillen Ton der Trillerpfeife geweckt, startete die letzte Etappe des Budo Camps erst einmal mit einer Aufräumaktion der Zimmer. Als das schließlich geschafft war, schlüpften alle nochmal in ihren Gi zu einer gemeinsamen Karateeinheit, in der gegen Ende sogar die Schwimmnudeln erneut zum Einsatz kamen. Im Anschluss durfte jede Gruppe ihr „Langzeitprojekt“, das sie immer wieder in kleineren Einheiten über die letzten Tage verteilt erarbeitet hatten, vorstellen. So zeigten die Budoka mit viel Stolz ihre kreativen Vorführungen zu den Themen Shin (=sich ein Herz fassen), den vier Elementen, Zusammenhalt, Aufmerksamkeit und Yin & Yang. Zwar war es schon fast so weit, dass die ersten Kinder wieder abgeholt wurden, doch für eine letzte gemeinsame Meditationsrunde reichte die Zeit trotzdem noch!

Alles in allem war es wieder, trotz des wechselhaften Wetters, ein rundum gelungenes Budo Camp im Jahr 2019! Viel Neues gab es zu lernen und zu entdecken, manch einer stellte seinen Mut auf die Probe oder überwand sich alles zu geben. Deshalb ein dickes Lob von allen Übungsleitern und Assistenten an die tolle und motivierte Gruppe, die an diesem Wochenende oft gezeigt hat, was „Shin“ und „Zen“ praktisch umgesetzt bedeutet!

Wir freuen uns schon auf das Budo Camp 2021!

Text:      Franziska Mühllehner

Bilder:   JJKSP